Wir laden Sie herzlich ein zum Gespräch mit Menschen, die wie Sie Abschied nehmen mussten.
Erinnerungen und Gefühle, die im Alltag oft ungehört bleiben, können im geschützten Raum mit Gleichgesinnten ausgetauscht werden.
Hierzu bieten wir Gesprächskreise an und zusätzlich auch die Möglichkeit, mit unseren Mitarbeiter*innen ein Einzelgespräch zu führen.
Wir sind für Sie da.
„Trauer ist nicht das Problem, Trauer ist die Lösung“ Zitat von Chris Paul
Zunächst möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Gerd Kötter und ich komme aus Dortmund. Berührungspunkte zu Tod und Trauer sind in meiner Biografie schon sehr früh verankert. Das war wohl auch der Beweggrund für mich, Menschen in diesen Feldern zu begleiten. Im Jahr 2010 begann meine ehrenamtliche Tätigkeit im Lüner Hospiz e.V.. Zunächst galt mein Einsatz der Sterbebegleitung. Danach war es mir ein großes Bedürfnis, nicht nur Menschen aus dem Leben heraus, sondern auch in das Leben hinein zu begleiten. Ich absolvierte die kleine Basisqualifikation zum Trauerbegleiter. Das war genau mein Ding. Es folgte die große Basisqualifikation Trauerbegleitung nach den Standards des BVT (Bundesverband Trauerbegleitung). Im Lüner Hospizverein e. V. bin ich seitdem für den Bereich der Trauerbegleitung zuständig. Ein tolles Team an Trauerbegleiterinnen und -begleitern steht mir zur Seite.
Im Verlauf meiner Tätigkeit als Trauerbegleiter begegneten mir viele Definitionen von Trauer und Schmerz. Nachfolgend möchte ich einige für mich im Moment bedeutende Aussagen aufführen:
Trauer ist der normale, schmerzliche Prozess der Verarbeitung eines Verlusts, durch den wir unsere innere und äußere Situation einer neuen Realität anpassen. Trauerarbeit bedeutet also, sich der Leere zu stellen, die der Verlust dessen, was nicht mehr ist, hinterlassen hat, seine Bedeutung zu ermessen und durch den Schmerz und die Enttäuschung zu gehen, die diese Abwesenheit mit sich bringt.
Die Trauer gleicht einem Fingerabdruck: Er ist für jeden wiedererkennbar – und dennoch sind zwei Fingerabdrücke niemals identisch. Ihre Linien verlaufen immer wieder anders und bilden ein einzigartiges Muster. Bei der Trauer verhält es sich ähnlich. Wenn man den individuellen Anforderungen, mit denen uns jede Form des Verlustes konfrontiert, keine Beachtung schenkt, verschließt man die Augen vor der jeweiligen Eigenart jedes Schmerzes.
Nun komme ich auf den Satz von Chris Paul zu sprechen. Wenn wir in unserer Trauer nicht das Problem, sondern die Lösung sehen, ändert dies die Sichtweise auf unsere Trauer. Es eröffnen sich uns Möglichkeiten, dieser Emotion mit anderen Augen liebevoll zu begegnen.
Ich möchte mit Ihnen auf der nächsten Seite ein besonderes Gedicht teilen und schließe mit einem kleinen Wermutstropfen meinen Bericht.
Nach über zwölfjähriger Tätigkeit werde ich wegen eines Wohnortwechsels unseren Lüner Hospiz e.V. verlassen. Danke sagen möchte ich an dieser Stelle allen Menschen, die mir im Hospizkontext begegnet sind. Danke für das Miteinander, die menschlichen, wertschätzenden, auch manchmal herausfordernden Begegnungen.
Ein großer Dank gilt auch allen Trauernden, die ich ein Stück weit auf ihrem Weg begleiten durfte. Es war für mich immer eine große Bereicherung.
(Text: Gerd Kötter)